Hintergrundwissen zur Bonitätsprüfung

Hintergrundwissen zur Bonitätsprüfung

Wer einen Kredit aufnehmen möchte, muss sich der Frage nach seiner Kreditwürdigkeit stellen. Dazu führt die Bank eine sogenannte Bonitätsprüfung durch. Doch was genau hat es damit auf sich? Und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? In diesem Beitrag vermitteln wir Hintergrundwissen zur Bonitätsprüfung!

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Hintergrundwissen zur Bonitätsprüfung

Kreditwürdigkeit: Was ist das?

Die Kreditwürdigkeit beschreibt, ob ein Kreditnehmer fähig und gewillt ist, einen aufgenommenen Kredit wie vereinbart zurückzuzahlen. Der Fachausdruck für die Kreditwürdigkeit ist Bonität.

Ein Kreditgeber ist gemäß § 505a BGB dazu verpflichtet, vor der Vergabe eines Kredits zu überprüfen, ob der Kreditnehmer kreditwürdig ist. Das ist dann die sogenannte Bonitätsprüfung. Sie soll einerseits eine Überschuldung vermeiden. Andererseits senkt der Kreditgeber auf diese Weise auch sein Ausfallrisiko.

Allerdings ist die Bonität keine absolute Größe. Stattdessen gewichtet jede Bank die verschiedenen Faktoren, die die Kreditwürdigkeit beeinflussen, anders.

Kreditwürdigkeit vs. Kreditfähigkeit

Wichtig ist, die Kreditwürdigkeit nicht mit der Kreditfähigkeit zu verwechseln. Kreditwürdig ist jemand, wenn die Bank zu der Einschätzung kommt, dass er über die finanziellen Mittel, den Willen und die Zuverlässigkeit verfügt, seine Schulden ordnungsgemäß zu tilgen. Im Unterschied dazu ist jemand kreditfähig, wenn er aus rechtlicher Sicht einen Kredit aufnehmen darf.

Demnach liegt bei einer natürlichen und juristischen Person Kreditfähigkeit vor, wenn sie geschäftsfähig ist. Eine natürliche Person, also zum Beispiel ein Verbraucher, muss dafür mindestens 18 Jahre alt sein. Außerdem darf sie nicht unter Betreuung stehen oder in finanziellen Angelegenheiten die Zustimmung eines Dritten benötigen.

Welche Kriterien fließen in die Bonitätsprüfung ein?

Bei einer Bonitätsprüfung trägt die Bank verschiedene Informationen über den Kreditnehmer zusammen und wertet diese aus. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Abfrage bei einer Auskunftei.

Im Zusammenhang mit einem Kredit handelt es sich bei der Auskunftei in aller Regel um die Schufa. Die Schufa ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das Daten mit positiven und negativen Merkmalen sammelt. Positive Merkmale sind zum Beispiel ordnungsgemäß zurückgezahlte Kredite, negative Merkmale können unter anderem Zahlungsstörungen oder eine Insolvenz sein.

In einem Verfahren, das ein gut gehütetes Geschäftsgeheimnis ist, berechnet die Schufa aus den Daten den sogenannten Schufa-Score. Der Schufa-Score beziffert die Wahrscheinlichkeit für die ordnungsgemäße Zurückzahlung des gewährten Kredits.

Das Ergebnis der Schufa-Abfrage gehört zu den wichtigsten Kriterien, die eine Bank bei der Bonitätsprüfung zugrunde legt. Allerdings ist es mit dem Schufa-Score längst nicht getan. Vielmehr fließen noch viele andere Faktoren in die Bewertung der Kreditwürdigkeit ein.

Dazu zählen

  • das Zahlungsverhalten,

  • die wirtschaftlichen Verhältnisse,

  • das vorhandene Vermögen, zum Beispiel in Form eines Eigenheims, Aktien oder eines teuren Autos,

  • der Beruf und die Branche samt Arbeitgeber,

  • der Familienstand und die Anzahl der Kinder,

  • der Wohnort und teils sogar die Anschrift des Kreditnehmers.

Solche Faktoren setzt die Bank ins Verhältnis zur beantragten Kreditsumme. Anschließend ermittelt sie computergestützt einen Scorewert, der die geschätzte Wahrscheinlichkeit dafür abbildet, dass der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommt.

Jedem Scorewert ist ein bestimmter Sollzinssatz für den Kredit zugeordnet. Für den Kreditnehmer heißt das, dass ihm die Bank umso bessere Konditionen für den Kredit einräumt, je höher sie seine Bonität einschätzt.

Andersherum verlangt die Bank höhere Zinsen oder lehnt die Kreditanfrage ab, wenn sie Zweifel an der Kreditwürdigkeit hat und ein zu hohes Ausfallrisiko fürchtet.

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Die Faktoren neben dem Schufa-Score

Dass sich geplatzte Lastschriften, angemahnte Zahlungen oder Unregelmäßigkeiten bei früheren Krediten negativ auf die Kreditwürdigkeit auswirken, ist nachvollziehbar.

Bei anderen Kriterien hingegen ist auf den ersten Blick vielleicht nicht ersichtlich, wie sie mit der Bonität zusammenhängen. Doch statistisch gesehen, haben auch Daten wie die Anschrift oder der Familienstand Einfluss auf die Bonität.

Wohnt der Kreditnehmer zum Beispiel in einer Gegend, in der es überdurchschnittlich oft zu Zahlungsausfällen kam, wird dieser Umstand auf die Zahlungsmoral aller Bewohner dieser Gegend übertragen. Ist der Kreditnehmer alleinstehend, muss er mit seinem Einkommen nur für seinen eigenen Lebensunterhalt sorgen.

Dadurch ist seine Kreditwürdigkeit höher als bei einem Kreditnehmer, der gegenüber Dritten unterhaltspflichtig ist. Auch Kinder führen eher zu einem schlechteren Score. Denn sie kosten nun einmal Geld.

Der Beruf und die Branche fallen deshalb ins Gewicht, weil die Sicherheit des Beschäftigungsverhältnisses unterschiedlich ausfällt. Ein Beamter beispielsweise ist unkündbar und muss deshalb nicht fürchten, ohne Job und Einkommen dazustehen. Im Unterschied dazu besteht bei einem Handwerker das Risiko, dass er saisonbedingt weniger verdient oder arbeitslos wird.

Hat der Kreditnehmer schon ein Darlehen aufgenommen, kann das ein positives Merkmal sein. Denn wenn er die Raten immer pünktlich bezahlt hat, zeugt das von seiner Zuverlässigkeit.

Anders sieht es aus, wenn der Kreditnehmer ein Darlehen beantragt hatte und dieses nicht bekommen hat. Denn in diesem Fall gehen die Bank und auch die Schufa davon aus, dass die Absage erfolgte, weil die Bonität nicht ausreichte.

Warum spielt der Verwendungszweck des Kredits eine Rolle?

Wie schon erwähnt, entscheidet das Ergebnis der Bonitätsprüfung darüber, ob und zu welchen Konditionen der Kreditnehmer ein Darlehen bekommt. Dabei gilt, dass die Kreditzinsen umso günstiger ausfallen, je niedriger die Bank das Ausfallrisiko bewertet. Deshalb spielt bei der Bonitätsprüfung auch der Verwendungszweck des Kredits eine Rolle.

Denn wenn der Kreditnehmer mit dem Geld zum Beispiel eine Immobilie oder ein Auto finanzieren möchte, ergibt sich daraus für die Bank eine zusätzliche Sicherheit. Kann der Kreditnehmer das Darlehen nicht ordnungsgemäß bedienen, kann die Bank die Immobilie oder das Fahrzeug nämlich verwerten, um so die Schulden zu tilgen.

Möchte der Kreditnehmer mit dem Darlehen hingegen Möbel kaufen, einen Urlaub bezahlen, eine große Feier ausrichten oder einen anderen Kredit ablösen, besteht diese Sicherheit nicht. Und weil damit das Risiko für die Bank steigt, verlangt sie höhere Zinsen für den Kredit.

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Matthias Kumpertz, - Finanzberater und Marlene Heuer,- Finanzberaterin, sowie Christian Gülcan, Unternehmer, Kryptoinvestor, VC Investor, Gründer, Kreditnehmer, Betreiber und Redakteur der Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zu Finanzen, Kapital, Finanzierungen und Banken. Anleitungen, Investments und Finanzpläne für Verbraucher und Investoren. Die Inhalte des Informationsangebots, stellen keine Finanzberatung oder Anlageberatung dar - somit ersetzen die Inhalte auch keine persönliche Beratung mit einen Finanzberater oder Steuerberater.

Ein Gedanke zu „Hintergrundwissen zur Bonitätsprüfung“

  1. Ein Freund von mir bezieht sein Geld aus den USA bzw. wird von einem dortigen Unternehmen bezahlt. Als er einen Kredit bei seiner Bank angefragt hat, entgegnete diese, dass es aufgrund seines Berufes nicht möglich sei. Kann er dagegen irgendwas machen oder sollte er seine Bank wechseln?

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