Wann lohnt sich ein Bausparvertrag? Teil 1
Die Werbung der Bausparkassen verspricht, dass mit einem Bausparvertrag eine sichere Zukunft flexibel und abgestimmt auf die eigenen Wünsche aufgebaut werden kann. Doch ganz so rosig sieht es in der Praxis oft nicht aus. Denn viele neue Verträge lohnen sich als Geldanlage zunächst nicht. Und wenn es so weit ist, dass der Bausparer ein günstiges Darlehen in Anspruch nehmen könnte, hat die Bausparkasse die Möglichkeit, den Vertrag zu kündigen.
Wann also lohnt sich ein Bausparvertrag? Rentiert er sich überhaupt? In einem zweiteiligen Beitrag gehen wir diesen Fragen nach:
Inhalt
Der Abschluss des Bausparvertrags
Ob ein Bausparvertrag rentabel ist und was der Bausparer beim Vertragsabschluss beachten sollte, lässt sich am besten an einem Beispiel veranschaulichen.
Angenommen, der Bausparer hat sich 10.000 Euro als Bausparsumme zum Ziel gesetzt. Bei einem Bausparvertrag setzt sich die Bausparsumme aus dem angesparten Guthaben und einem Darlehen zusammen.
Schließt der Bausparer nun den Vertrag ab, händigt ihm die Bausparkasse alle Informationen zu den Konditionen des Bausparvertrags aus. Darin ist unter anderem festgelegt, dass das Guthaben mit 0,25 Prozent verzinst wird. Allerdings muss der Bausparer auch Abschlussgebühren bezahlen, die sich auf 100 Euro belaufen.
Die Sparphase
Jeder Bausparvertrag gliedert sich in zwei Phasen, nämlich in die Sparphase und die Darlehensphase. Beim klassischen Bausparen legt der Bausparer also zuerst regelmäßig Geld an und kann danach ein Darlehen in Anspruch nehmen.
Um die Bausparsumme von 10.000 Euro zu bekommen, zahlt der Bausparer während der Sparphase jeden Monat 50 Euro in den Vertrag ein. Nach 8,5 Jahren hat er genug Geld angespart, um das Bauspardarlehen zu erhalten.
In diesem Zusammenhang wird davon gesprochen, dass der Bausparvertrag zuteilungsreif ist. Zu diesem Zeitpunkt hat der Bausparer 5.100 Euro in den Vertrag eingezahlt, dazu kommen 55 Euro Zinsen.
Je nach Modell und Tarif kann es sein, dass das Darlehen auch schon früher oder bei einem geringeren Guthaben zugeteilt wird. Die Bausparkasse wird dem Bausparer mitteilen, wie viel Geld auf dem Bausparkonto vorhanden sein und über welchen Zeitraum er Sparraten bezahlen muss, damit das Darlehen zur Auszahlung kommen kann.
Solange die Zuteilungsreife nicht erreicht ist, kann die Bausparkasse nicht garantieren, wann die Bausparsumme, also das Guthaben plus das Darlehen, ausgezahlt wird. Vielmehr sind die Infos zur Zuteilungsreife voraussichtliche, geschätzte Angaben und der tatsächliche Auszahlungstermin kann sich verschieben.
Fazit zur Sparphase
Bisher war unser beispielhafter Bausparvertrag keine rentable Geldanlage. Denn die erwirtschafteten Zinsen betragen nur 55 Euro und ihnen stehen 100 Euro Abschlussgebühren gegenüber. Damit hat der Bausparer ein Minusgeschäft gemacht.
Anders könnte es zwar aussehen, wenn in den Vertrag eine Wohnungsbauprämie oder die Arbeitnehmersparzulage eingeflossen wären. Doch dafür müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
Bei einem Bausparvertrag ist die Höhe der Guthabenzinsen festgeschrieben. Sinken die Zinsen, profitiert der Bausparer. Bei einigen Bausparern mit gut verzinsten Altverträgen war das tatsächlich der Fall. Vor dem Hintergrund der aktuell wieder steigenden Zinsen ist aber eher unwahrscheinlich, dass heutige Verträge satte Renditen erwirtschaften.
Denn bei Neuverträgen bieten die meisten Bausparkassen höchstens 0,5 Prozent Guthaben- und Bonuszinsen. Damit sich der Bausparvertrag in der Sparphase lohnt, müsste er aber einen hohen Guthabenzins haben, der zudem höher ist als die Sparzinsen bei anderen Geldanlagen.
Die Darlehensphase
An die Sparphase schließt sich die Darlehensphase des Vertrags an. In dieser Phase kann der Bausparer über sein Bauspardarlehen verfügen.
In unserem Beispiel verzinst die Bausparkasse das Darlehen mit 2,5 Prozent jährlich. Zu diesem festen Zinssatz kann der Bausparer die Differenz zwischen der Bausparsumme und dem angesparten Guthaben finanzieren. Das sind hier 4.845 Euro. Um das Darlehen zu tilgen, hat der Bausparer rund 9 Jahre lang Zeit.
Ein Darlehen in dieser Höhe reicht für ein Eigenheim natürlich nicht aus. Unser Beispiel soll aber nur das Prinzip verdeutlichen und die Berechnung wäre auch bei jeder anderen Bausparsumme ähnlich.
Generell ist wichtig zu wissen, dass ein Bauspardarlehen schneller zurückgezahlt werden muss als andere Baufinanzierungen. Die monatliche Belastung ist deshalb meist höher. Dafür kann der Bausparer das Darlehen aber jederzeit komplett oder anteilig tilgen, ohne dass eine Vorfälligkeitsentschädigung fällig wird.
Fazit zur Darlehensphase
Ob ein Bauspardarlehen günstig ist oder nicht, lässt sich nicht vorhersagen. Denn maßgeblich ist, wie sich die Zinsen für andere Baufinanzierungen und Kredite entwickeln. Aktuell sind die Zinsen für Baukredite mit einer zehnjährigen Zinsbindung ungefähr auf dem gleichen Niveau.
Ein Pluspunkt vom Bausparvertrag ist, dass er auch Darlehenssummen unter 50.000 Euro ermöglicht. Für einen Umbau oder eine Sanierung reicht dieser Betrag oft aus. Klassische Baukredite mit günstigem Zinssatz vergeben Banken hingegen oft erst bei Beträgen über 50.000 Euro.
Kleinere Kredite werden eher über einen Konsumentenkredit abgewickelt, der aber teurer ist und durch die kürzere Laufzeit mit höheren Monatsraten einhergeht.
Ein Bauspardarlehen ist an keine Kredithöhe gebunden. Der Bausparer kann also auch eine geringe Darlehenssumme zum vorher vereinbarten Zinssatz in Anspruch nehmen.
Allerdings ist ein Bauspardarlehen immer an eine wohnwirtschaftliche Verwendung gebunden. Der Bausparer kann das Geld aus dem Bauspardarlehen also nur für den Kauf, den Bau, die Sanierung oder die Renovierung eines Eigenheims nutzen.
In der Darlehensphase lohnt sich ein Bausparvertrag, wenn die Darlehenszinsen für normale Baukredite steigen. Außerdem lohnt er sich, wenn der Bausparer einen Kreditbedarf von unter 50.000 Euro hat.
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Thema: Wann lohnt sich ein Bausparvertrag? Teil 1
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