Welche Länder nutzen bereits digitale Währungen? Teil 2

Welche Länder nutzen bereits digitale Währungen? Teil 2

Nachdem Kryptowährungen wie der Bitcoin nicht nur auf dem Vormarsch sind, sondern regelrecht boomen, versuchen etliche Zentralbanken, mit digitalen Varianten ihrer Landeswährungen entgegenzusteuern. Solche digitalen Zentralbankwährungen heißen auch Central Bank Digital Currency oder kurz CBDC. In der Praxis erweist es sich aber als ziemlich schwieriges Unterfangen, CBDC ins Leben zu rufen.

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Welche Länder nutzen bereits digitale Währungen Teil 2

Denn es genügt nicht, eine bestehende Landeswährung einfach zu digitalisieren. Bereits die Digitalisierung ist komplex. Als gesetzliche Zahlungsmittel müssen die E-Währungen dann noch zahlreichen Regelungen und Vorgaben gerecht werden. Und nicht zuletzt müssen die Bürger das digitale Geld überhaupt nutzen wollen.

Damit erklärt sich, warum die Fortschritte sehr unterschiedlich sind. Einige Staaten stehen noch ganz am Anfang, andere Länder haben erfolgreich Pilotprojekte abgeschlossen, warten mit der Einführung aber noch ab. Und in wieder anderen Staaten sind digitale Währung schon im Umlauf.

In einer mehrteiligen Übersicht erläutern wir, welche Länder bereits digitale Währungen nutzen. Dabei haben wir im 1. Teil die Ansätze für CBDC beschrieben. Außerdem haben wir den Sand Dollar, den Bakong und den E-Yuan vorgestellt.

Hier ist Teil 2!:

Die E-Hrywnja in der Ukraine

Die ukrainische Nationalbank NBU setzt sich seit 2016 mit einer digitalen Zentralbankwährung auseinander. Im September 2018 startete sie ein Pilotprojekt, um zu ermitteln, welches Potenzial eine moderne, funktionsfähige, sichere und preiswerte Plattform für Zahlungen und Transaktionen im Einzelhandel bietet. Das Projekt dauerte drei Monate.

Im Rahmen des Pilotprojekts gab die NBU knapp 5.500 E-Hrywnja aus und erprobte die Einführung und den Betrieb der digitalen Währung. Gleichzeitig wurden verschiedene Aspekte untersucht. So wurde unter anderem ein vorläufiger Rechtsrahmen abgesteckt und ein Modell für die Rechnungslegung getestet.

Auch Dinge wie die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Stabilität oder die rechtliche Lage bei der Ausgabe und dem Umlauf der Währung wurden überprüft.

Danach wurde es stiller um die digitale Zentralbankwährung. Im Februar 2020 erklärte der damalige Chef der ukrainischen Zentralbank Yakiv Smolii in einer Rede, dass die NBU die Ausgabe der CBDC nach wie vor prüfe.

Das Ziel sei eine technisch machbare E-Hrywnja, die die Finanz- und Preisstabilität nicht beeinträchtigen solle.

Im Juni 2021 präsentierte die NBU dann Ergebnisse einer Umfrage. Die Umfrage war 2021 unter 100 Experten verschiedener Bereiche des Finanzmarkts durchgeführt worden. Auf Basis der Erkenntnisse aus der Befragung konzentriert sich die ukrainische Zentralbank nun auf drei Anwendungsfälle für die digitale Währung.

Demnach soll die E-Hrywnja für bargeldlose Massenzahlungen einschließlich gezielter Sozialleistungen, Transaktionen im Zusammenhang mit virtuellen Vermögenswerten und grenzüberschreitende Zahlungen zum Einsatz kommen.

Der Dinero Electronico

Als erstes Land der Welt versuchte sich Ecuador an einer digitalen Zentralbankwährung. 2014 kündigte das Land an, dass die ecuadorianische Zentralbank BCE elektronisches Geld ausgeben wird. Die Währung hießt Dinero Electronico, kurz DE.

Schon ein Jahr nach dem Start konnten die Nutzer ihre Konten mit einer mobilen Anwendung öffnen und Geld überweisen. Betrieben wurde die mobile Anwendung vom staatseigenen Mobilfunkanbieter CNT.

Das Projekt zielte einerseits darauf ab, die Armut im Land zu verringern. Andererseits sollten an verschiedenen Stellen Staatsausgaben eingespart werden. Ecuador hatte sein Währungssystem im Jahr 2000 auf Dollar umgestellt und gab seinerzeit mehrere Millionen Dollar für den Austausch der alten Banknoten in neue aus.

Der Dinero Electronico sollte eine Forderung gegen die Dollarreserven der Regierung werden. Weil Ecuador aber mit Staatsanleihen, die auf Dollar lauteten, in Verzug war, hielten die Bürger Einlagen bei Geschäftsbanken für sicherer als den DE.

Hinzu kam die Befürchtung, dass sich die Regierung durch den DE ein Monopol sichern und Nutznießer des Projekts sein könnte. Schließlich gab es nur ein staatliches Unternehmen, das die mobilen Zahlungsdienste anbieten konnte.

2016 hatten die DE, die im Umlauf waren, einen Wert von weniger als 800.000 US-Dollar und pro Tag fanden gerade einmal rund 1.100 Transaktionen statt. Die Nationalversammlung verabschiedete daher im Dezember 2017 ein Gesetz, wonach das Digitalgeld-System der Zentralbank abgeschafft und elektronische Zahlungen an private Banken ausgelagert werden sollten.

Vier Monate später wurde das System dann auch abgeschaltet und die dazugehörigen Konten gelöscht.

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Intensive Bemühungen, eine digitale Zentralbankwährung einzuführen, gab es seit dem Aus des ersten Versuchs in Ecuador zwar nicht mehr. Ganz vom Tisch scheinen die Pläne aber auch nicht zu sein. So brachte das ecuadorianische Interbanken-Netzwerk 2019 eine digitale Zahlungs-App namens Bimo heraus.

Damit wird klar, dass das Land die Digitalisierung voranbringen möchte. Für ein neues Projekt zu einer CBDC sind die Weichen durch die App ebenfalls gestellt.

Der DCash in den Staaten der Ostkaribik

Die Zentralbank der Ostkaribik schloss 2019 einen Vertrag mit dem Fintech-Unternehmen Bitt. Inhalt des Vertrags war ein Pilotprojekt, durch das eine digitale Version des Ostkaribischen Dollars als gesetzliches Zahlungsmittel entstehen sollte.

Die digitale Zentralbankwährung DCash (oder DXCD) soll dabei kein Ersatz für das aktuelle Fiatgeld sein, sondern neben den Banknoten und Münzen bestehen. Die Zentralbank gibt das digitale Geld über ein privates, zugelassenes Blockchain-Netzwerk an Banken und Finanzinstitute aus.

Mit dem DCash werden zwei wesentliche Ziele verfolgt. Auf der einen Seite geht es darum, die Gebühren für Bankdienstleistungen und die Transaktionsentgelte zu senken. Das digitale Geld soll effizientere Zahlungen als per Scheck ermöglichen und mit Bankdienstleistungen besser auf die Bedürfnisse von Bankkunden eingehen.

Auf der anderen Seite sollen das Finanzsystem gestärkt und die Bürger finanziell mehr in die Währungsunion der Ostkaribik eingebunden werden.

Im März 2019 begann die erste Phase des Projekts, bei der der DCash entwickelt und getestet wurde.  Die zweite Phase mit der Einführung und Umsetzung der digitalen Währung startete 2020 in den vier Inselstaaten Antigua und Barbuda, Grenada, St. Lucia sowie St. Kitts und Nevis.

Neben den Bahamas und Kambodscha gehören die Inselstaaten damit zu den Nationen, die eine funktionsfähige Zentralbankwährung entwickelt und tatsächlich eingeführt haben.

Der E-Krona in Schweden

In Europa gehört Schweden zu den Vorreitern in Sachen digitale Zentralbankwährung. Dabei möchte das skandinavische Land die digitale Währung als Ersatz für die bestehende Zahlungs-App Swish einführen. Auf diese Weise sollen elektronische Transaktionen sicherer und effizienter werden. Die App war ein Gemeinschaftsprojekt von sechs schwedischen Banken.

Der Startschuss für den E-Krona fiel im Jahr 2016. Nach drei Jahren Forschung startete die schwedische Nationalbank verschiedene Tests. Die Distributed-Ledger-Technologie, E-Wallets oder die Vereinbarkeit der Anwendungen zwischen den teilnehmenden Banken standen zum Beispiel auf dem Prüfstand.

Im April 2019 erklärte die Zentralbank, dass die Einführung der digitalen Währung geprüft wird. Die Pläne sehen vor, dass alle Bürger uneingeschränkten Zugang zum E-Krona haben sollen. Dieser Ansatz scheint logisch, weil in Schweden ohnehin weniger als zehn Prozent aller Zahlungen bar durchgeführt werden.

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Nachdem die Pilotphase im Dezember 2020 abgeschlossen war, leitete die Zentralbank eine Untersuchung ein, bei der geprüft wird, ob und wie die Umstellung in Schweden auf eine digitale Währung durchgeführt werden kann. Im November 2022 soll diese Prüfung beendet sein.

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