Infos und Tipps zu nachhaltigen Fonds, Teil 2

Infos und Tipps zu nachhaltigen Fonds, Teil 2

Als Riesenthema unserer Zeit gewinnt die Nachhaltigkeit auch im Finanzsektor zunehmend an Bedeutung. Die Auswahl an nachhaltigen Geldanlagen wird größer und viele Sparer haben durchaus Interesse, ihr Geld zumindest anteilig in nachhaltige Finanzprodukte zu investieren. Zu den Geldanlagen, die immer beliebter werden, zählen unter anderem nachhaltige Fonds.

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Infos und Tipps zu nachhaltigen Fonds, Teil 2

Allerdings stellen sich rund um nachhaltige Fonds verschiedene Fragen. In einem zweiteiligen Beitrag haben wir deshalb Infos und Tipps zum Thema zusammengestellt.

Dabei ging es in Teil 1 um die Grundlagen bei der Auswahl einer nachhaltigen Geldanlage und um aktiv-gemanagte sowie passive Investmentfonds. Außerdem haben wir beantwortet, wann ein Fonds eigentlich nachhaltig ist.

Hier ist Teil 2!:

Bewertung der Nachhaltigkeit durch Ratingagenturen

Anbieter orientieren sich bei der Auswahl von Unternehmen für nachhaltige Fonds an den Bewertungen von Ratingagenturen. Zu den größten Ratingagenturen, die Nachhaltigkeit anhand von ESG-Kriterien beurteilen, zählen KLD, Sustainalytics, Moody`s ESG, S&P Global, Refinitiv sowie MSCI.

Allerdings ist die Datenbasis bei den Bewertungen etwas problematisch, denn die Qualität der Informationen zur Nachhaltigkeit weicht teils deutlich voneinander ab. Ein Grund dafür liegt in der Unternehmensgröße.

Je größer ein Unternehmen ist, desto mehr Mitarbeiter können damit beauftragt werden, den Nachhaltigkeitsreport zu erstellen und den Ratingagenturen Auskunft zu geben.

Ein anderer Grund ergibt sich aus dem Firmensitz. So kann ein Unternehmen, das in der EU ansässig ist, eine bessere Bewertung erhalten als ein Unternehmen aus den USA, bloß weil es in der EU mehr Standards zur Nachhaltigkeit gibt.

Und nicht zuletzt können Sprachbarrieren ins Gewicht fallen. Die Praxis zeigt, dass Unternehmen, die ihre Angaben auch auf Englisch bereitstellen, tendenziell etwas besser bewertet werden.

Doch unabhängig von der Datenbasis können Ratingagenturen auch so zu unterschiedlichen Bewertungsergebnissen kommen. Eine Studie in diesem Zusammenhang, die im April 2022 veröffentlicht wurde, begründet die Divergenz bei der Bewertung der Nachhaltigkeit vor allem mit diesen drei Gründen:

  • Gewichtung der Kriterien: Die Ratingagenturen messen den einzelnen Bereichen von ESG verschieden große Bedeutungen bei.
  • Umfang der Daten: Die Kategorien, die die Ratingagenturen in ihre Bewertung einfließen lassen, können unterschiedlich ausfallen. So berücksichtigen zwar alle Agenturen Kriterien wie Biodiversität, Energie, umweltfreundliche Produkte, Mitarbeiterentwicklung, Sicherheit und Gesundheit. Andere Kriterien hingegen werden nur zum Teil betrachtet.
  • Maßstab: Die größte Abweichung zwischen den Bewertungen ergibt sich daraus, welche Maßstäbe an die einzelnen Kriterien angelegt werden. So kann eine Ratingagentur ein Kriterium ganz anders messen als eine andere Ratingagentur.

Insofern können die Bewertungen der Ratingagenturen eine hilfreiche Information sein. Als alleinige Entscheidungsgrundlage für oder gegen einen nachhaltigen Fonds eignen sie sich jedoch nicht.

Die verschiedenen Ansätze von nachhaltigen Fonds

Wenn Fondsgesellschaften die Unternehmen für ihren Fonds auswählen und zusammenstellen, verfolgen sie unterschiedliche Anlagenansätze. Während einige Ansätze vermeidenden Charakter haben, setzen andere Ansätze auf Förderung.

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Je nachdem, was ein Anbieter unter Nachhaltigkeit versteht, können aber auch beide Varianten miteinander kombiniert sein.

Die vier gängigsten Anlagenansätze sind folgende:

  1. Ausschlusskriterien

Hier wird festgelegt, in welche Unternehmen oder Branchen kein Kapital investiert wird. Oft werden Betriebe ausgeschlossen, die Atomenergie, Kohle, Erdöl, Waffen und Tabak produzieren. Ein anderer Ansatz ist, dass kein Geld in Unternehmen fließt, die Kinderarbeit oder Verletzungen der Arbeitsrechte dulden.

Der Anleger sollte aber einen Blick ins Kleingedruckte werfen. Denn nicht immer handelt es sich um einen grundsätzlichen Ausschluss bestimmter Branchen.

Stattdessen gibt es oft eine Toleranzgrenze, durch die ein Unternehmen, das in mehreren Wirtschaftszweigen tätig ist, bis zu einem bestimmten Prozentsatz in einem Sektor agieren kann, der eigentlich zu den ausgeschlossenen Branchen gehört.

  1. Positivkriterien

Bei diesem Ansatz wird bestimmt, in welche Unternehmen oder Branchen, die nachhaltig wirtschaften, investiert wird. Dazu können zum Beispiel Firmen gehören, die im Bereich der erneuerbaren Energien, der Gesundheit oder der Bildung tätig sind. Oder es handelt sich um Unternehmen, die sich durch ein besonderes soziales Engagement hervorheben.

  1. Best-in-Class

Dieser Ansatz investiert in die Unternehmen, die in ihrer Branche mit Blick auf die Nachhaltigkeit am besten zu bewerten sind. Dabei gibt es keine Branche, die von Anfang an ausgeschlossen wird. Deshalb ist denkbar, dass auch die Atom-, die Erdöl- oder die Rüstungsindustrie im Portfolio vertreten ist.

Dahinter steht die Idee, die bislang weniger engagierten Branchenvertreter dazu anzuregen, dem Klassenbesten nachzueifern und an ihrer ökologischen, sozialen und ethischen Ausrichtung zu arbeiten, um so künftig eine bessere Bewertung zu erhalten.

Das übergeordnete Ziel ist, dass am Ende die ganze Branche nachhaltiger wird.

  1. Engagement

Durch den direkten Dialog mit Unternehmen oder die Nutzung ihrer Stimmrechte als Aktionäre wirken Fondsgesellschaften und andere Finanzdienstleister bei diesem Ansatz auf die Unternehmenspolitik ein.

Die Einflussnahme zielt auf ökologische und soziale Verbesserungen ab, durch die das jeweilige Unternehmen nachhaltiger werden soll.

Alle Anlageansätze haben aber auch Schwachpunkte und stoßen an Grenzen. Bei den Positivkriterien zum Beispiel eröffnet Nachhaltigkeit verschiedene Blickwinkel. Windräder, Staudämme, Gezeitenkraftwerke oder die Produktion von Biokraftstoffen etwa können genauso ökologisch negative Folgen mit sich bringen.

Fokussiert sich ein Fonds auf eine Branche, geht die geringe Streuung außerdem mit einem höheren Risiko für Kursschwankungen und Wertverluste einher.

Auch bei den Ausschlusskriterien gibt es mitunter große Unterschiede, wie konsequent sie von Investmentfonds angewendet werden und inwieweit sie sich mit den Erwartungen der Anleger decken. Ein weiteres Spannungsfeld ergibt sich, wenn ein Unternehmen zwar faire Arbeitsbedingungen und eine angemessene Entlohnung der Mitarbeiter sicherstellt, die Produktion aber eher umweltschädlich ist.

Denn bei der ESG-Bewertung wird ein guter Umgang mit dem Personal mit einem Umweltschaden aufgerechnet. Der Anleger sollte daher immer prüfen, ob das Verständnis von Nachhaltigkeit des Fonds mit seinen Vorstellungen übereinstimmt.

Der Impact nachhaltiger Fonds

Im Zusammenhang mit nachhaltigen Fonds ist oft vom Impact eines Investments die Rede. Damit ist gemeint, dass es positive Auswirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft gibt, die es ohne das Investment so nicht gegeben hätte.

Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es erst durch den Fonds überhaupt dazu kam, dass ein Windpark gebaut oder ein Wald aufgeforstet wurde.

Allerdings gibt es bisher kaum Erkenntnisse dazu, ob und welche nachhaltigen Fonds einen solchen Impact haben. Vor allem aber ist unklar, wie der Impact verbindlich gemessen werden kann. Aussagen zu den positiven Effekten durch das Investment in einen nachhaltigen Fonds sollte der Anleger deshalb genau unter die Lupe nehmen und hinterfragen.

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