Trading per App: Wertpapiere am Smartphone handeln
Aktien, ETFs oder andere Geldanlageprodukte bequem per Handy kaufen oder verkaufen und sich so fast nebenbei ein nettes Zusatzeinkommen sichern. Mit solchen Versprechen werben die Anbieter von Trading-Apps fürs Smartphone. Der Erfolg gibt ihnen recht. Denn mobile Börsen-Anwendungen werden immer beliebter. Doch sind die sogenannten Neo-Broker wirklich besser als klassische Anbieter? Bergen die Apps auch Risiken? Und werden sich die Finanz-Apps langfristig auf dem Markt halten können?
Wir schauen uns den Wertpapierhandel am Smartphone einmal genauer an!:
Inhalt
Beliebter Online-Handel
Wer vor gut zehn Jahren Bitcoins für 100 Euro gekauft hätte, wäre heute um über 6.000 Euro reicher, auch wenn die Kryptowährung zwischendurch mehrfach massiv abgestürzt war. Auch wer vor längerer Zeit in bestimmte Aktien investiert hätte, könnte inzwischen ein schönes Plus auf seinem Konto verbuchen.
Aber natürlich sind genauso gut Verluste denkbar. Im Nachhinein sind wir eben alle immer schlauer.
So oder so erfreut sich der Handel mit Wertanlagen, neudeutsch auch Trading genannt, vor allem in jüngerer Vergangenheit aber immer größerer Beliebtheit. Trading-Apps machen es möglich, den Kauf oder Verkauf von Aktien, Währungen oder Wertpapieren mit wenigen Klicks am Handy abzuwickeln.
Generell wird der Online-Handel zunehmend beliebter. Durch die Apps können Anleger jederzeit und an fast jedem beliebigen Ort weltweit am Handel teilnehmen.
Informative und bedienerfreundliche Apps
Die Nutzung der Apps ist kinderleicht. Nachdem die jeweilige App auf dem Smartphone installiert ist, genügt es, seine Identität durch ein Foto vom Ausweis und ein Selfie zu bestätigen. Dann noch einen Euro auf ein Bankkonto überweisen, um die Bankverbindung zu verifizieren, und schon kann der Handel beginnen.
Die App zeigt für jede Geldanlage wie Aktien, Kryptowährungen, ETFs oder Gold die wichtigsten Eckdaten an. Dazu gehören zum Beispiel der aktuelle Marktwert und die Kurse im vergangenen Jahr. Tutorials, die in die App integriert sind, vermitteln dem Nutzer hilfreiches Wissen über mögliche Handelsstrategien.
Ein weiterer Pluspunkt der Trading-Apps sind die Kosten. Kauft oder verkauft der Anleger Wertpapiere bei klassischen Anbietern, bezahlt er pro Order zwischen zehn und 50 Euro Ausgabeaufschlag.
Im Unterschied dazu sind die Orders auf Trading-Apps komplett kostenfrei oder gehen nur mit einem symbolischen Betrag von zum Beispiel einem Euro pro Order einher. Auch die eigentliche Nutzung der Apps ist kostenlos.
So mancher Trading-Einsteiger dürfte sich dadurch ermutigt fühlen, das Ganze einfach einmal auszuprobieren.
Mehr Risikobereitschaft
Die einfache Bedienung, die bequeme Nutzungsmöglichkeit unabhängig von Zeit und Ort sowie die geringen Kosten sind vermutlich die Gründe, die den Neo-Brokern ihren großen Erfolg beschert haben.
Angaben der großen Online-Broker zufolge, wickeln Privatanleger schon jetzt mehr als 20 Prozent ihrer jährlichen Geschäfte über mobile Endgeräte ab. Schätzungen gehen davon aus, dass sich dieser Prozentsatz in den kommenden Jahren verdoppeln wird.
Vor allem junge Leute greifen gerne auf die Finanz-Apps zurück. Eine Studie des Deutschen Aktieninstituts ergab, dass inzwischen rund 1,5 Millionen Nutzer unter 30 Jahren eine Trading-App auf ihren Smartphones haben. Allerdings birgt dieser Trend auch Risiken. Am Handy investieren Anleger spontaner und dadurch oft riskanter als zum Beispiel am Computer.
Ein Forschungsteam der Universität Frankfurt fand heraus, dass bei einem Vergleich der Geschäfte, die derselbe Anleger im selben Monat auf unterschiedlichen Plattformen getätigt hat, auf dem Smartphone Werte mit höherer Volatilität gekauft werden und weniger Streuung erfolgt.
Außerdem besteht eher die Tendenz, vergangenen Gewinnen und Verlusten hinterherzulaufen.
Eine Ursache für die riskanteren Anlagestrategien liegt im Design der Trading-Apps. Sie greifen auf verschiedene psychologische Tricks zurück, um den Nutzer dazu anzuregen, seine Börsengeschäfte nicht gut durchdacht, sondern spontan und impulsiv durchzuführen.
Dazu senden die Apps zum Beispiel Push-Nachrichten, wenn ein Aktienkurs steigt oder sinkt, oder unterbreiten dem Nutzer Kaufvorschläge.
Schaut der Nutzer dann nicht genau hin, handelt er womöglich auf einmal mit Aktien oder Kryptowährungen, ohne dass er das so geplant hatte.
Verdeckte Kosten und Provisionen
Viele Neo-Broker werben zwar mit kostenlosen Angeboten oder sehr niedrigen Gebühren. Tatsächlich ist das aber nur die halbe Wahrheit. Denn Transaktionen verursachen Kosten, die indirekt weitergegeben werden.
Online-Broker erhalten, ähnlich wie Versicherungsvertreter, Provisionen von den Dienstleistern, die ihre Orders an den jeweiligen Handelsplätzen entgegennehmen.
Einige Anleger befürchten deshalb, dass die Trading-Apps in erster Linie die Wertpapiere empfehlen, die ihnen höhere Provisionen einbringen, und nicht unbedingt die Wertpapiere, die den höchsten Gewinn für den Kunden versprechen.
In der EU werden ab dem Jahr 2026 solche Provisionen an Broker für die exklusive Orderweitergabe verboten sein. Allerdings verlieren die Trading-Apps dadurch eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen.
Die Anbieter der Apps haben angekündigt, diesen Verlust abzufedern, indem sie ihre Einnahmequellen breiter aufstellen. Um weiterhin konkurrenzfähige Preise anbieten zu können, sollen zum Beispiel monatliche Mitgliedsbeiträge eingeführt, die Gebühren für Orders angehoben oder die Zinsmargen erhöht werden.
Unterm Strich wird es also auf höhere Kosten für die Anleger hinauslaufen.
Die Zukunft der Trading-Apps
Auch wenn das Trading per App in Zukunft etwas teurer wird, dürfte das der Beliebtheit der Apps keinen Abbruch tun. Denn das Geschäftsmodell bleibt für Kunden attraktiv. Der Handel mit Aktien und anderen Wertpapieren birgt zwar immer ein gewisses Risiko.
Doch Finanzexperten sind sich darin einig, dass vor allem jüngere Leute mit vergleichsweise risikoarmen Aktienanlagen langfristig ein Vermögen aufbauen können.
Die Apps kommen dabei den Gewohnheiten der jungen Generationen entgegen. Schließlich nutzen diese lieber das Handy, als sich persönlich in einer Bankfiliale beraten zu lassen.
Ein anderer Aspekt ist, dass die Finanzmarktbildung in Deutschland vorankommen muss. Dinge wie die private Altersvorsorge werden immer wichtiger, tauchen in der Finanzplanung junger Leute aber oft nicht auf.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat im Jahr 2023 deshalb angefangen, eine nationale Strategie zur Finanzbildung für Deutschland zu erarbeiten. Bislang ist aber unklar, wie diese aussehen wird und wie Aktien- und Börsenwissen (jungen) Anlegern vermittelt werden soll.
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Thema: Trading per App: Wertpapiere am Smartphone handeln
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