7 Fragen zum Negativzins, Teil 2

7 Fragen zum Negativzins, Teil 2

Ein Kunde bringt sein Geld zur Bank und bekommt Zinsen auf seine Ersparnisse. Die Höhe der Guthabenzinsen schwankt zwar und bei genauerem Hinsehen sind die Zinssätze teils deutlich unter der Inflationsrate. Doch wer die Inflationsrate außen vor lässt und nur auf die reinen Zahlen schaut, kann gefühlt zumindest Mini-Zinsen auf sein Erspartes verbuchen. Lange Zeit schien die Sache mit den positiven Guthabenzinsen eine unumstößliche Selbstverständlichkeit zu sein.

7 Fragen zum Negativzins, Teil 2

Aber dann begannen die ersten Banken damit, die Zinsen zu streichen. Der Sparer kann sein Geld zwar nach wie vor auf zum Beispiel dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto anlegen, nur erhält er keine Zinsen mehr darauf.

Doch damit nicht genug. Denn einige Banken gingen noch weiter und stellen Minuszinsen in Rechnung. Dafür, dass der Sparer sein Geld einzahlt, muss er also auch noch Strafzinsen bezahlen.

Wie kann das sein? In einem zweiteiligen Beitrag klären wir sieben Fragen zum Negativzins. Dabei haben wir in Teil 1 beantwortet, was genau ein Negativzins ist, welche Bankkunden davon betroffen sind und bei welchen Konten Strafzinsen erlaubt sind.

Hier ist Teil 2!:

  1. Zahlen die Banken auch Strafzinsen?

Die Europäische Zentralbank (EZB) führt ein Konto führt jede Bank. Eine Bank hat deshalb die Wahl, ob sie überschüssiges Geld auf ihr Konto bei der EZB einzahlt, es einer anderen Bank leiht, es in Form von Krediten privaten Bankkunden und Unternehmen zur Verfügung stellt oder es im eigenen Tresor verwahrt.

Seit der Finanzkrise hat das Vertrauen der Banken untereinander ziemlich gelitten. Kredite an andere Banken sind deshalb eher unattraktiv. Auch bei der Kreditvergabe an Privatpersonen und Unternehmen sind viele Banken eher zurückhaltend.

Denn die Kreditzinsen sind nicht besonders hoch, was das Verhältnis zwischen Ausfallrisiken und Gewinnen nachteilig beeinflusst. Das Geld im eigenen Geldspeicher einzulagern, ist ebenfalls keine gute Lösung. Der Transport und die sichere Aufbewahrung verursachen nämlich Kosten, ohne dass das eingelagerte Bargeld Renditen erwirtschaftet.

Das Geld bei der EZB einzuzahlen, ist für viele Banken deshalb die sicherste und bequemste Variante. Allerdings ist auch sie nicht gratis. Im Jahr 2018 zum Beispiel haben die deutschen Banken insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro an Einlagezinsen bezahlt. Für die Banken werden also genauso Strafzinsen fällig wie für einen Bankkunden.

Einen Unterschied gibt es aber trotzdem. Denn die Einlagezinsen der Banken sind nicht verloren, sondern fließen an die Bundesbank und die übrigen nationalen Zentralbanken in der Eurozone zurück. Verzeichnet die Bundesbank einen Überschuss, wandert dieser in den Bundeshaushalt.

  1. Wie lässt sich der Negativzins umgehen?

Dass sich so mancher Bankkunde über Minuszinsen ärgert, ist durchaus verständlich. Immerhin kann die Bank mit den Einlagen arbeiten. Und wenn der Kunde einen Kredit aufnimmt und sich damit Geld leiht, das ihm die Bank zur Verfügung stellt, muss er dafür ja auch Zinsen bezahlen.

Tatsächlich muss der Bankkunde Strafzinsen nicht stillschweigend hinnehmen. Erhebt seine Bank Minuszinsen auf das Guthaben, kann er über einen Online-Vergleichsrechner leicht herausfinden, ob er bei einem anderen Geldinstitut bessere Konditionen erhält. Ein Wechsel ist längst nicht so kompliziert, wie oft befürchtet.

Bei hohen Vermögenswerten jenseits der Marke von 100.000 Euro sollte der Sparer sein Geld aufteilen. Dazu kann er entweder Konten bei mehreren Banken führen oder einen Teil des Geldes in andere Finanzprodukte investieren. Denn zum einen greift die Einlagensicherung der Banken oft nur bis zu dieser Grenze.

Im Fall einer Bankenpleite ist das Vermögen, das über die Einlagensicherung nicht geschützt ist, möglicherweise verloren. Und zum anderen bewegt sich der Sparer bei dieser Vermögenshöhe in Bereichen, in denen viele Banken eben Minuszinsen berechnen.

Kündigt die Bank an, dass sie in Zukunft Negativzinsen erheben will, unterbreitet sie dem Kunden meist im gleichen Atemzug Angebote für alternative Anlageformen. Generell hat sich in der Praxis eine Mischung aus Tagesgeld, Festgeld und Aktien bewährt. Ist der Sparer von den Anlageprodukten seiner Bank nicht überzeugt, sollte er sich in Ruhe nach einem anderen Anbieter anschauen.

Es besteht kein Anlass zu vorschnellen Aktionen. Denn selbst wenn die Bank Minuszinsen kassiert, ist der Prozentsatz nicht so hoch, dass er sich wirklich schmerzhaft bemerkbar macht.

Das ganze Geld abzuheben und in einem Safe aufzubewahren, ist übrigens keine besonders gute Idee. Denn Bargeld bringt keine Rendite. Außerdem entstehen Kosten, zum Beispiel für eine entsprechende Versicherung.

  1. Was hat es mit dem negativen Realzins auf sich?

Informiert sich der Bankkunde über die aktuellen Zinssätze, wird ihm der sogenannte Nominalzins angezeigt. Aussagekräftiger ist aber der Realzins. Der Realzins berücksichtigt nämlich auch die Inflation.

Eine andere Bezeichnung für die Inflation lautet Teuerungsrate. Sie bemisst, ob und wie die Preise für alltägliche Produkte steigen. Weil der Realzins diese Entwicklung einbezieht, gibt er an, was mit dem Wert des Geldes passiert.

Dabei kommt ein negativer Realzins sehr viel öfter vor und betrifft weit mehr Bankkunden als der Minuszins. Nur fällt ein negativer Realzins eher selten auf.

Angenommen, das Guthaben auf dem Bankkonto wird mit 1,5 Prozent verzinst. Das klingt im ersten Moment attraktiv. Doch wenn die Inflation bei zwei Prozent liegt, ergibt das unterm Strich einen Realzins von -0,5 Prozent.

Die Inflation zehrt den eigentlich ordentlichen Guthabenzins also auf. Der Sparer nimmt es aber kaum wahr, wenn der Realzins ins Minus rutscht, weil er den positiven Nominalzins vor Augen hat.

  1. Wie steht es um Kredite zu Minuszinsen?

In jüngerer Vergangenheit haben einige Geldhäuser mit Krediten zum Negativzins geworben. Sie haben den Spieß also gewissermaßen umgedreht. Nicht der Kunde zahlt Minuszinsen dafür, dass er Geld bei der Bank deponiert. Stattdessen stellt die Bank Geld zur Verfügung und bekommt am Ende eine etwas geringere Summe wieder.

Allerdings sind die Rahmenbedingungen der große Haken bei solchen Krediten. So sind die möglichen Kredithöhen oft gering und die Laufzeiten dafür vergleichsweise lang. Außerdem kommen nur Kunden mit sehr guter Bonität in den Genuss der Kredite.

Gleichzeitig bezahlen Kunden und Interessierte auf eine andere Art. Denn im Zuge der Bonitätsprüfung liefern sie dem Anbieter jede Menge persönliche Daten. Daher sind Kredite zu Minuszinsen eher mit Vorsicht zu genießen.

Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:

Thema: 7 Fragen zum Negativzins, Teil 2