Unseriöse Schuldnerberatungen erkennen

Unseriöse Schuldnerberatungen erkennen – Infos und Tipps 

Die Anzahl an Haushalten, die in eine finanzielle Sackgasse geraten sind und ihre Schuldensituation ohne professionelle Hilfe alleine nicht mehr in den Griff bekommen, ist groß.

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Unterstützung können Betroffene bei Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden und Verbraucherzentralen bekommen.

Sie helfen und begleiten Schuldner auf ihrem Weg aus der wirtschaftlich schwierigen Lage, indem sie einerseits umfassend wirtschaftlich, rechtlich und persönlich beraten und die Schuldner andererseits gegenüber den Gläubigern vertreten. Die Leistungen selbst bieten anerkannte Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungen meist kostenlos an, lediglich geringe Verwaltungsgebühren für beispielsweise Kopien und andere Auslagen werden teils in Rechnung gestellt.

Mehr als 50 Euro werden jedoch in aller Regel nicht fällig.  Nun sind die Wartelisten in den Beratungsstellen jedoch lang und nicht selten müssen Betroffene mehrere Wochen lang warten, bis ein Beratungstermin frei ist. Dies wiederum ruft immer mehr gewerbliche Anbieter auf den Plan, die Schuldnern eine schnelle und unkomplizierte Soforthilfe versprechen.

Verständlicherweise greifen zahlreiche Betroffene auf diese Angebote zurück, vor allem wenn sie wirklich verzweifelt sind und die Zeit drängt. Oft erhalten die Schuldner aber weder eine individuelle und rechtlich fundierte Beratung noch konkrete Unterstützung mit dem Ziel einer dauerhaften Entschuldung, sondern lediglich eine satte Rechnung für teils überflüssige Leistungen. Das bedeutet natürlich nicht, dass alle gewerblichen Anbieter unseriös sind und keine gute und hilfreiche Arbeit leisten. Allerdings gibt es eben zahlreiche schwarze Schafe.

Aber woran können Betroffene unseriöse Schuldnerberatungen erkennen?

Hier die wichtigsten Infos und Tipps dazu: 

Vollmundige Werbeversprechen

Misstrauen ist angebracht, wenn mit einer schnellen Soforthilfe und anderen marktschreierischen Versprechen geworben wird. Ebenso wie eine Überschuldungssituation in aller Regel nicht über Nacht entsteht, lässt sich auch der Weg aus den Schulden nicht von heute auf morgen bewerkstelligen.

Entscheidend für eine erfolgreiche und dauerhafte Entschuldung ist eine umfassende Beratung, die Ausarbeitung eines individuellen Plans und eine rechtliche Vertretung gegenüber den Gläubigern. Nur wenn dies gegeben ist, kann eine Schuldner- und Insolvenzberatung funktionieren.

Vorsicht ist aber auch dann geboten, wenn der Anbieter eine Rate ansetzt, die der Schuldner regelmäßig an ihn bezahlen soll. Unseriöse Schuldnerberater verbuchen eine solche Rate nämlich oft als ihr Honorar, leiten jedoch nichts oder nur minimale Anteile davon an die Gläubiger weiter. 

Keine individuelle Beratung

Ein seriöses Angebot kennzeichnet sich durch eine persönliche Beratung, die auf den Einzelfall eingeht und individuelle, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte berücksichtigt. Der Betroffene sollte deshalb skeptisch werden, wenn ihn der Berater mündlich oder schriftlich um die Angabe eines Geldbetrags bittet, den der Betroffene seiner Meinung nach monatlich aufbringen kann und der dann auch die Basis für eine Ratenzahlungsvereinbarung bildet.

Eine seriöse Schuldnerberatung geht immer den umgekehrten Weg. Das bedeutet, der Betroffene erfährt, wie hoch der monatliche Pfändungsbetrag ist, den er an die Gläubiger abgeben muss, und wie viel Geld ihm für sich selbst bleibt.  

Zusammenarbeit zwischen Schuldnerberater und Rechtsanwalt

Eine seriöse Schuldnerberatung beinhaltet immer auch rechtliche Dienstleistungen. Hierzu gehört unter anderem, dass der Schuldnerberater Forderungen von Gläubigern auf ihre Rechtmäßigkeit überprüft, Verhandlungen mit ihnen führt und Ratenzahlungen vereinbart oder zu Fragen rund um die Pfändung berät. Neben der Rechtsberatungsbefugnis benötigt der Schuldnerberater außerdem eine offizielle Anerkennung, die Voraussetzung dafür ist, dass er alle erforderlichen Schritte bei der Vorbereitung und der Durchführung eines Insolvenzverfahrens erledigen kann.

Verfügt ein Schuldnerberater nicht über die Befugnis, Rechtsdienstleistungen zu erbringen, oder schließt er diese vertraglich aus, ist eine effektive Unterstützung praktisch unmöglich. Unseriöse Anbieter umgehen diese Notwendigkeit jedoch häufig mit einem Trick, nämlich durch die Zusammenarbeit mit einem Rechtsanwalt.

So nehmen die Anbieter letztlich nur die Daten auf und stellen Unterlagen zusammen, die sie dann für die Weiterbearbeitung an einen Anwalt weiterleiten. Für den Schuldner entstehen dadurch üblicherweise die doppelten Kosten, nämlich einmal für den vermeintlichen Schuldnerberater und einmal für den Anwalt. Zum Anwalt selbst hat der Schuldner jedoch in aller Regel keinen Kontakt, denn eine Rechtsberatung findet nicht statt. 

Zusatzverträge

Nimmt der Schuldner ein Beratungsangebot in Anspruch, schließt er mit dem Schuldnerberater einen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsvertrag ab. Bei einer seriösen Schuldnerberatung umfasst dieser das gesamte Leistungsspektrum im Zuge der Zusammenarbeit.

Das bedeutet, in dem Vertrag werden neben der eigentlichen Beratung und verwaltenden Tätigkeiten auch die Rechtsberatung und die rechtliche Vertretung gegenüber Gläubigern als Leistungen beschrieben. Ein seriöser Anbieter händigt dem Schuldner den Vertrag dann aus, erläutert ihm die Inhalte und lässt ihm ausreichend Zeit, um den Vertrag in Ruhe zu prüfen. Er wird ihn keinesfalls dazu drängen, den Vertrag möglichst sofort zu unterschreiben.

Grundsätzlich sollte der Schuldner den Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsvertrag natürlich wie jeden anderen Vertrag auch sorgfältig prüfen, bevor er unterschreibt. Weitere Verträge sollte er jedoch nicht abschließen. Eine beliebte Masche von unseriösen Schuldnerberatern ist, Versicherungen, Sparverträge, Beteiligungen und andere Finanzprodukte anzubieten, die angeblich die Schuldenregulierung vereinfachen sollen. Der Schuldner bringt sich durch einen solchen Vertrag jedoch nicht in eine bessere Ausgangsposition.

Stattdessen entstehen weitere Verpflichtungen, die entsprechende Zusatzkosten verursachen. Gleiches gilt für Verträge, die sich Finanzsanierungsverträge, Schuldenverwaltungsverträge oder Vermögensverwaltungsverträge nennen. Oft gehen solche Vertragsangebote mit dem Versprechen einher, einen Kreditvertrag zu vermitteln.

Der versprochene Kreditvertrag beispielsweise zur Umschuldung kommt jedoch meist nicht zustande und auch der Schuldenberg wird nicht kleiner. Stattdessen verwaltet der unseriöse Anbieter lediglich die Schulden und lässt sich diese überflüssige Leistung teuer bezahlen.    

Hausbesuche und unübersichtliche Kostenstrukturen

Im Fernsehen findet eine seriöse und umfassende Schuldnerberatung mit allen dazugehörigen Schritten in den eigenen vier Wänden statt. In der Realität ist dies aber nicht der Fall. Zwar führen auch seriöse Schuldnerberater Hausbesuche durch, um sich ein Bild von der Lebenssituation des Schuldners machen zu können. Allerdings findet dies erst im Zuge der Begleitung statt.

Beratungsgespräche und Termine, bei denen Schuldnerberatungsverträge, Ratenzahlungsvereinbarungen oder Zahlungspläne unterschrieben werden, finden immer in den Geschäftsräumen der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstelle statt. Bietet der Anbieter ausschließlich Termine vor Ort an, soll die gesamte Beratung samt Vertragsunterzeichnungen zu Hause stattfinden und ist der Berater zu den üblichen Geschäftszeiten nicht persönlich erreichbar, dürfte es sich um einen unseriösen Anbieter handeln.

Bereits beim Erstgespräch sollte sich der Schuldner übrigens nach den Kosten erkundigen, die auf ihn zukommen. Ein seriöser Anbieter wird ihm die möglichen Kosten schlüssig, plausibel und übersichtlich aufzeigen können.

Dabei wird er nicht nur die Gegebenheiten im Einzelfall und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Schuldners berücksichtigen, sondern den Schuldner auch darauf hinweisen, wenn beispielsweise Anspruch auf eine Beratungshilfe besteht. Andersherum bedeutet das, dass die Gefahr, einem unseriösen Anbieter auf den Leim zu gehen, umso größer ist, je undurchsichtiger die Kostenstrukturen sind.

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