Infos und Fakten zu Eurobonds

Die wichtigsten Infos und Fakten zu Eurobonds 

Durch die anhaltende Schuldenkrise in der Eurozone sind die sogenannten Eurobonds zu einem oft und heiß diskutierten Thema geworden. Die Befürworter sehen in Eurobonds die Lösung, durch die Spekulationen gegen einzelne, wirtschaftlich angeschlagene Mitgliedsstaaten und letztlich gegen den Euro als solches der Nährboden entzogen würde.

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Kritiker hingegen führen an, dass die Eurobonds die EU endgültig zu einer Schulenunion machen würden und zudem wirtschaftlich gut aufgestellte Mitgliedsstatten für die Schulden der anderen aufkommen müssten. 

Aktuelle Umfragen haben ergeben, dass sich die überwiegende Mehrheit der Deutschen gegen Eurobonds ausspricht, auch wenn viele gar nicht so genau wissen, was Eurobonds eigentlich konkret sind und welche Folgen sie hätten.

Hier daher die wichtigsten Infos und Fakten zu Eurobonds in der Übersicht:

Was sind Eurobonds eigentlich genau?

Benötigt der jeweilige Finanzminister eines Eurolandes Geld für seinen Haushalt, beschafft er dieses, indem er festverzinsliche Wertpapiere herausgibt. Diese Wertpapiere heißen in Deutschland beispielsweise Bundesanleihen, die englische Vokabel für diese Anleihen lautet Bonds.

Deutschland wird von den Ratingagenturen bislang mit Bestnoten und damit als solider und sicherer Schuldner bewertet. Für den deutschen Finanzminister bedeutet das, dass er für seine Anleihen nur geringe Zinsen bieten muss, um Käufer zu finden. Finanzminister von Staaten wie Griechenland oder Portugal hingegen, die als unsichere Schuldner eingestuft werden, müssen potenziellen Anleihenkäufern schon deutlich höhere Zinsen anbieten.

Hohe Zinsen belasten die ohnehin schon angeschlagenen Haushaltskassen aber noch zusätzlich, was zu weiteren Schulden und einer noch schlechteren Bonität führt. Dies wiederum macht dann noch höhere Zinsen für weitere Anleihen erforderlich, damit sich überhaupt noch Abnehmer finden. Dieser Teufelskreis soll nun durch die Einführung von Eurobonds durchbrochen werden.

Dabei wären Eurobonds Anleihen, die alle 17 Euroländer gemeinsam herausgeben.  

Was spricht für Eurobonds?

Im günstigsten Fall hätten durch Eurobonds Währungsspekulationen und Spekulationen gegen wirtschaftsschwache Euroländer ein Ende.

Da die Eurobonds von allen, also starken und schwachen Euroländern gemeinsam herausgegeben würden, wäre das Risiko gestreut und Gläubiger könnten sich sicherer sein, ihr investiertes Kapital samt Zinsen am Ende der Laufzeit wiederzubekommen. Von den niedrigeren Anleihezinsen würden dann wiederum auch die wirtschaftlich angeschlagenen Mitgliedsstaaten profitieren.     

Was spricht gegen Eurobonds?

Gegen Eurobonds spricht zunächst einmal, dass es letztlich keinen plausiblen Grund gibt, weshalb starke Staaten für die Versäumnisse der schwachen Staaten aufkommen sollten. Dies wäre durch Eurobonds aber über weite Strecken der Fall.

Hinzu kommt, dass Eurobonds ein falsches Bild vermitteln könnten. Wenn sich hoch verschuldete Staaten nämlich sicher sein können, dass ihnen die reicheren Staaten sowieso aus der Misere helfen werden, könnte es passieren, dass die notwendigen Anreize zum Sparen und zum Sanieren des Haushalts aus eigener Kraft fehlen.     

Welche Folgen hätten Eurobonds für Deutschland?

Diese Frage würden Befürworter und Kritiker wohl sehr unterschiedlich beantworten. Fest steht, dass Deutschland derzeit einen hervorragenden Ruf als Schuldner genießt und das Zinsniveau bei Bundesanleihen dadurch verhältnismäßig niedrig ist.

Würde sich Deutschland im Zuge der Eurobonds mit wirtschaftlich angeschlagenen und damit schlechter bewerteten Staaten verbünden, würde sich dies auch auf den Ruf als Schuldner auswirken. Dies wiederum hätte zur Folge, dass das Zinsniveau von Eurobonds höher ausfallen würde als das derzeitige Zinsniveau von Bundesanleihen.

Höhere Zinsen bedeuten für den Bundeshaushalt aber immer auch höhere Ausgaben und diese würde der Bürger vermutlich in Form von Kürzungen oder Steuererhöhungen finanzieren. Wie hoch die Mehrbelastung allerdings letzten Endes tatsächlich wäre, lässt sich momentan kaum voraussagen.    

Wie stehen die Politiker zu Eurobonds?

Im Hinblick auf Eurobonds gibt es zwei klar voneinander getrennte Lager, sowohl in Deutschland als auch in Europa. In Deutschland lehnt die Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP Eurobonds vehement ab und die FDP droht sogar mit dem Ende der Koalition, falls es zu einer Einführung kommen sollte. Die SPD und die Grünen hingegen setzen sich massiv für Eurobonds ein. Ähnlich sieht es auf europäischer Ebene aus, wo es ebenfalls zwei Lager gibt.

Dabei lassen sich die Befürworter und Gegner recht einfach anhand der Wirtschaftskraft und Bonität einteilen. Mitgliedsstaaten wie Deutschland, Finnland, Österreich oder Holland, die als starke Staaten gelten und nur geringe Zinsen bezahlen müssen, reagieren verständlicherweise eher verhalten, wenn es darum geht, Anleihen zu vereinheitlichen und für die Schulden der anderen zu haften.

Schwache Mitgliedsstaaten hingegen sprechen sich klar für die Einführung von Eurobonds aus.  

Wie wahrscheinlich ist die Einführung von Eurobonds?

Wie wahrscheinlich die Einführung ist, hängt maßgeblich davon ab, was mit den angeschlagenen Mitgliedsstaaten und dem Euro als solches in den nächsten Wochen passieren wird. Dabei haben die Befürworter aber ein entscheidendes Argument auf ihrer Seite, denn bislang sind alle Rettungsversuche für den Euro gescheitert und der Druck wird immer größer.

Realistisch gesehen ist Griechenland bereits pleite und andere Staaten sind so angeschlagen, dass Spar- und Sanierungsmaßnahmen alleine nicht mehr ausreichen werden. Zudem könnten massive Sparmaßnahmen auch das letzte bisschen Wirtschaftswachstum noch ausbremsen. Insofern ist es wahrscheinlicher, dass Eurobonds eingeführt werden, als dass sie nicht eingeführt werden.

Eine Möglichkeit könnte übrigens eine Art Mittelweg sein, für den beispielsweise Luxemburgs Regierungschef und auch die SPD plädieren. Sie schlagen vor, dass sich Staaten nur bis zu 60 Prozent über Eurobonds finanzieren können. Hat ein Staat höhere Schulden und braucht er mehr Geld, muss er sich dieses Kapital durch nationale Anleihen beschaffen, für die entsprechend hohe Zinsen fällig werden.

Durch dieses geteilte Modell könnten der Euro stabilisiert und gleichzeitig Anreize zum Sparen und Sanieren geschaffen werden.

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